vom 3.9.2024

Glasfaser-Studie: Nutzung wächst langsamer als erwartet − Umstieg als »Generationenaufgabe«

BearingPoint Glasfaser-Studie zeigt Zurückhaltung der Verbraucher − Verfügbarkeit übersteigt Nachfrage

03. September 2024

Glasfaser-Studie 2024

Das Beratungsunternehmen BearingPoint hat seine aktuelle Glasfaser-Studie vorgelegt, die der steigenden Anzahl an potenziellen Anschlussinhabern einen kleinen Dämpfer vepasst.

Nachdem sich hier ja zuletzt die Anschlussversorgung erhöht hatte − auch offizielle Stellen betonen dies bspw. mit dem Breitbandatlas der Bundesnetzagentur regelmäßig −, kommt man hier zu dem Schluss, dass die Verfügbarkeit die Nachfrage bei Weitem übersteigen wird.

Oder mit anderen, klareren Worten: Die technische Infrastruktur wird 2030 großteils ungenutzt bleiben, prognostiziert seien bis 2025 eine Nutzung von 36 Prozent (bei 50 Prozent Verfügbarkeit).

Zum Jahr 2030, die Bundesregierung setzt dann auf 100 Prozent Glasfaserverfügbarkeit, planen immerhin 49 Prozent Nutzer einen Wechsel zu einem Glasfaseranschluss. Würden die Gigabit-Ziele erreicht, blieben also mehr als die Hälfte der Anschlüsse ungenutzt.

 

Das Paradoxe daran: Während die Studienteilnehmer nur zu 59 Prozent mit der Ausbaugeschwindigkeit von Glasfaser zufrieden sind, wird der tatsächlich erfolgte Ausbau unterschätzt (siehe Jahresbericht Telekommunikation).

Schon jetzt bleibt das Glasfaser-Angebot damit ungenutzt.

TechnologieAnschlüsse
DSL24,5 Mio. (-0,2 Mio.)
Kabel8,6 Mio. (-0,1 Mio.)
Glasfaser (FTTH/B)4,3 Mio. (+0,9 Mio.)
Mobilfunk (LTE/5G)0,9 Mio. (+0,2 Mio.)

Quelle: Jahresbericht Telekommunikation, 15.6.2024

 
 

Geringe Wechselbereitschaft für Glasfaser-Tarife

Demnach sehen viele Verbraucher angesichts höherer Kosten für einen Glasfaseranschluss bei angemessener Zufriedenheit mit jetzigen Festnetz-Technologien wie DSL oder Kabel keine Notwendigkeit zu einem Wechsel des Festnetz-Anschlusses. Sprich: Glasfaser-Tarife scheinen verhältnismäßig teuer zu sein, jedenfalls im Vergleich zu alternativen, vorherrschenden Technologien.

Die BREKO Marktanalyse 2024 gibt die aktuelle Take-up-Rate, also der Anteil derjenigen, die einen Tarif buchen, gegenüber denjenigen, die einen Glasfaser-Tarif buchen könnten, mit 26% an.

ZeitverlaufAusbauquoteAnschlussquoteTake-up-Rate
Juni 202226,4%17,4%31%
Juni 202335,6%18,3%25%
Juni 202443,2%22,8%26%
2025 (Prognose)50% bis 54% *29% bis 33%
2030 (Prognose)76% bis 86% *48% bis 58%

Quelle: BREKO-Marktanalyse 2024,
* Ziele der Bundesregierung: 50% (2025) bzw. 100% (2030)

 

Außerdem ist der Wissensstand zu gering, um in Glasfaserangeboten einen Mehrwert zu sehen.

 

Umstieg auf Glasfaser: »Generationenaufgabe«

Die Daten stammen aus einer Online-Umfrage im Zeitraum vom 2.7.2024 bis 23.8.2024 in Deutschland und Österreich und wurden in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut YouGov ermittelt. Die gewichteten Ergebnisse seien repräsentativ und bewerten den Umstieg auf Glasfaser in deutschen Privathaushalten als »Generationenaufgabe«.

Auch mangelnde Information, Werbung (sic!) bzw. allgemeine Aufklärung über die Leistungsfähigkeit von Glasfaser spiele eine Rolle, so die Studie.

So gibt die Mehrheit der Kunden, die keinen Glasfaser-Vertrag haben und auch keinen Wechsel planen, an, mit ihrem derzeitigen Anschluss bzw. Internetanbieter zufrieden zu sein. In diesem Kontext wird die Zurückhaltung durch die als (zu) hoch bewerteten Kosten eines Glasfaseranschlusses befördert: Als zweithäufigsten Grund gegen einen Wechsel nennen die Befragten, dass sie einen Glasfaser-Tarif, der laut Umfrage mit durchschnittlich elf Prozent mehr als ein DSL-Tarif zu Buche schlägt, schlicht als zu teuer empfinden.

An einer Infografik lassen sich die wichtigsten Ideen aus der Glasfaser-Studie noch einmal veranschaulicht nachvollziehen

 

Die o.g. BREKO-Analyse kommt zu einer ganz ähnlichen Einschätzung, fordert hier politische Korrekturen, damit das Ausbauziel für 2030 erreicht werde.

Quellen

Autor: TARIFFUXX Redaktionsteam