Taktung 60/1 oder 10 kB Datenblock: Was bedeutet das bei Handytarifen?
Telefonie- und Datentaktung erklärt: DAS sind die Unterschiede bei der Abrechnung identischen Verbrauchs
Vor Einführung der Allnet-Flats, als Gesprächsminuten noch teuer waren und somit einzeln abgerechnet wurden, spielte die Telefonietaktung sowohl im Festnetz- als auch Mobilfunkgeschehen eine wesentlich größere Rolle. Dann beim Takt geht es um einen Abrechnungstakt − soll heißen um bares Geld.
Solltest du einen Handytarif ohne laufende Kosten − zum Beispiel einen verbrauchsabhängigen Prepaid-Tarif ohne Grundgebühr oder einen sogenannten Freiminutentarif − nutzen, ist dieser Gesprächs-Abrechnungstakt aber immer noch von Belang.
In diesem Beitrag möchten wir dir zeigen, dass die unterschiedliche Taktung dabei einen Einfluss auf die Kosten bzw. Nutzungsabrechnung hat − selbst bei identischem Verbrauch.
Mit der Taktung bei Mobilfunktarifen ist der Abrechnungstakt gemeint, also wie ein bestimmtes Gesprächsminuten- (Telefonietaktung) bzw. Datenkontingent (Datentaktung) je nach Mobilfunkanbieter unterschiedlich abgerechnet wird.
Telefonietaktung oder Telefonzeittaktung für Gesprächsminuten
Bei der Telefonietaktung oder Telefonzeit-Taktung unterschieden wir zwischen 60/60 sowie 60/1, wobei die erste Zahl vor dem Schrägstrich dafür steht, dass in einem 60-Sekunden-Takt abgerechnet wird. Die zweite Zahl (hinter dem Schrägstrich) bedeutet, in welchem Intervall nach den 60 Sekunden abgerechnet wird.
Telefonietaktung | Bedeutung |
---|---|
60/1 | (Nur) die erste Gesprächsminute wird komplett zum Minutenpreis und danach sekundengenau (ein Sechzigstel) abgerechnet |
60/60 | Jede angebrochene Gesprächsminute wird komplett abgerechnet, egal ob in dieser weiteren Minute nur eine von 60 Sekunden telefoniert wird oder nicht. |
Ein Prepaid-Tarif berechnet pro Gesprächsminute 8 Cent. Je nach Abrechnungstakt werden von deinem Prepaid-Guthaben andere Beträge abgebucht.
Taktung | Telefongespräch | Abrechnung |
---|---|---|
60/1 | 2:30 Min. | 20 Cent (2x 8 + 30/60 x 8 Cent) |
60/60 | 2:30 Min. | 24 Cent (3x 8 Cent) |
Die Gesprächstaktung 60/1 ist für dich als Kunde also attraktiver als die Taktung 60/60, weil bei identischem Preis pro Minute und identischer Gesprächsdauer weniger Kosten anfallen.
Eine exzellente Taktung für Verbraucher wäre natürlich das Modell 1/1 , also in 1-Sekunden-Schritten. Diesen Takt gibt es aber nicht, und das aus gutem Grund. Vor allem bei besonders kurzen Telefonaten hat das Verfahren der festen ersten Minute zur Folge, dass bei jedem Gespräch immer mindestens eine komplette Minute angerechnet wird, bevor der individuelle Telefonietakt greift. Auf etwas anderes dürfte sich ein Mobilfunkanbieter kaum einlassen wollen.
Datentaktung für mobiles Internet
Weit wichtiger geworden ist mittlerweile die sogenannte Datentaktung bei Handytarifen. Hier wird in den allermeisten Fällen zwischen einer bytegenauen Abrechnung in 1-kB-Schritten, einer 10-kB-Abrechnung sowie einer 100-kB-Abrechnung unterschieden. Datentaktung meint dabei, in welchen Datenblock-Größen abgerechnet wird.
Du verbrauchst mit deinem Smartphone beim mobilen Surfen 224 kB. Was bedeutet das je nach Datenblock-Takt?
Taktung | Datenverbrauch | Abrechnung |
---|---|---|
1 kB | 224 kB | 224 kB |
10 kB | 224 kB | 230 kB |
100 kB | 224 kB | 300 kB |
Die bytegenaue Abrechnung (1 kB) ist besonders verbraucherfreundlich, während die größte Datentaktung (100 kB) bedeutet, dass mehr Surfvolumen von deinem Inklusivdatenvolumen abgerechnet wird, als tatsächlich von dir verbraucht wurde. Ganz schön unfair, oder?
Solltest du also mit deinem Endgerät, beispielsweise durch einzelne App-Nutzung oder E-Mail-Abruf (Download oder Upload im Hintergrund), mehrere selbst kleine Datenhäppchen verbrauchen, kann dies zu einem verhältnismäßig hohen Datenverbrauch führen.
Datenvolumen ist nicht gleich Datenvolumen
Sollte dir also eine Diskrepanz zwischen zur Verfügung gestellten Datenvolumen deines Tarifs und tatsächlichem Datenverbrauch (bspw. durch die interne Anzeige deines Smartphones) auffallen, überprüfe am besten einmal, mit welcher Datentaktung abgerechnet wird.
Denn je nachdem, wie diese Taktung ausfällt, kann ein Inklusivdatenvolumen von 10 GB mit höherer Taktung weniger Internetnutzung ermöglichen als 10 GB bei einer besseren niedrigen Taktung, einfach weil ein größerer Datenblock abgerechnet wird (auch wenn du real nur weniger verbraucht hast ).
Welcher Anbieter nutzt welche Datenblock-Taktung?
Nun stellt sich natürlich die Frage, welcher Anbieter welche Datentaktung aufweist.
Da diese Angaben eher versteckt in den Tarifdokumenten oder im Kleingedruckten zu finden sind, mitunter sogar tarifabhängig sind (Vertragsangebote vs. Prepaid-Tarife), stehen sie nicht allzu populär im Vordergrund − und schon gar nicht in einem Produktinformationsblatt.
Außerdem: Bei einem Datenvolumen jenseits der 30 GB dürfte die Taktung kaum noch einen spürbaren Einfluss auf deine Alltagsnutzung haben. Hier einmal ausgewählte Beispiele für Anbieter bzw. Tarife:
Taktung | Mobilfunkanbieter (Beispiel) |
---|---|
1 kB | SIMon mobile, freenet (D1-Tarife), Telekom MagentaMobil (Postpaid), fraenk |
10 kB | freenet (Telefónica-Tarife), Mega SIM, LIDL Connect, congstar (Postpaid), Drillisch |
100 kB | freenet (D2-Tarife), Klarmobil, Dr. SIM, crash, diverse Prepaid-Jahrestarife (Telekom, congstar, CallYa) |
1 MB * | CallYa Classic |
* nur einzelne Tarife
Die fairste, verbraucherfreundlichste Datentaktung − das zeigen nicht nur unsere Beispiele − ist nicht ausschließlich teuren Tarifen vorbehalten. Schließlich befinden sich hier mit SIMon mobile (Vodafone) oder fraenk (Telekom) zwei besonders günstige Vertreter darunter.
Es gibt also keine einfache Regel dafür, welcher Anbieter in welchen Datenblöcken abrechnet, du erfährst es aus den zusätzlichen Leistungsbeschreibungen.
Ein konstant schlechtes Beispiel geben hier allerdings, egal bei welchem Mobilfunkanbieter, die sogenannten Jahrespakete an.
Hierbei handelt es sich um Prepaid Allnet-Flats, die du für ein Jahr im Voraus abschließt. In Tarifen, bei denen das Datenvolumen unterjährig nicht gleichmäßig verteilt neu gewährt wird, sondern für ein komplettes Jahr ausreichen muss, kann die schlechte Datentaktung heimlich, still und leise dazu führen, dass dieses zu schnell verbraucht wird.
So attraktiv ein Jahrestarif also sein mag: Die Datentaktung kann dazu führen, dass Datenvolumen eines Tages teuer nachgebucht werden muss, und das trotz niedrigem Verbrauch.
Letzte Aktualisierung: 23. September 2024